Leben ohne Nachrichten

Wie viel Prozent der Nachrichten, die du konsumierst, haben Wert für dich?

Mit Wert meine ich Denkanstöße und Handlungsimpulse, welche einen positiven Einfluss auf dein Leben haben – körperlich, mental, praktisch, seelisch.

Ich musste feststellen, dass der Wert für mich …. Nun ja, sagen wir mal, sehr überschaubar ist.

In Zahlen gesprochen: Maximal 1 % der Nachrichten sehe ich als wertvoll an. Und selbst das fühlt sich an, als hätte ich übertrieben hoch geschätzt.

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Ein Mann sitzt im Wald, sinnbild für ein Leben ohne News

Eine Frage warf sich mir in den Weg …

Warum sollte ich Zeit mit etwas verbringen, das zu (mindestens) 99 % frei jeden Wertes für mich ist?

Besonders, weil diese fast-100-Prozent nicht einmal den Anstand haben, neutral auf mich zu wirken. Ganz im Gegenteil: regelmäßiger Nachrichtenkonsum löst eklatante Beschwerden bei mir aus!

Nebenwirkungen bei kontinuierlichem Konsum von Nachrichten

  • Ich mache mir Sorgen über die Zukunft
  • Ich fühle mich, unnötig, schlecht über die Vergangenheit
  • Ich erfahre über Leid, welches mich nichts angeht
  • Ich bin aufgewühlt, ohne unmittelbaren Grund
  • Ich halte mich für „informiert“
    • … die denkbar schlechteste Voraussetzung, um eigene Gedanken zu denken
  • Mein Denken wird schwarz-weiß und teilt die Welt in unvereinbare Teile

Wieso hat mich mein Apotheker denn hierzu nie aufgeklärt?!

Informiert sein: Eine moralische Frage (?)

Fünf Euro für jeden, der die folgende Frage beantworten kann:

Warum, zum Geier, halten wir es für erstrebenswert „informiert zu sein“?

… ach was, erstrebenswert! Nein, wir denken, es sei die Pflicht eines guten Bürgers sich zu informieren.

Und es reicht uns nicht mal aus, wenn wir uns selbst mit Informationen volltanken! Nein! Wir stürmen im Namen des Informiert Seins den Hügel der Moral und rümpfen die Nase von jedem Abtrünnigen. Den Nicht-Informierten und deren hässlichen Cousins: den FALSCH-INFORMIERTEN!

„Hab ich’s doch gewusst!“, sagt, denkt oder fühlt der Mainstream-Informierte. „Du hast deine Informationen nur von irgendeinem Arzt auf YouTube. Tss Tss Tss. Da würde ich vorsichtig sein. Da kann ja jeder behaupten, was er will.“

„Lieber hör’ ich irgendeinem PROMOVIERTEN Arzt mit 50 Jahren Berufserfahrung auf YouTube zu…“, schnaubt der Alternativ-Informierte. „… als irgendeinem Fickfehler vom ZDF auch nur 10 Sekunden mein Ohr zu schenken. Hast du übrigens gewusst, wie viel Klaus Kleber pro Jahr verdient? Finanziert von der GEZ – und damit uns Bürgern. Vergleich das mal mit dem Gehalt von einer Krankenschwester … „

Ehm, ja. Danke euch beiden für eure Beiträge. Setzt euch jetzt bitte wieder.

Hauptsache gegeneinander

Informierte, auf ihrer heiligen Mission auch den letzten Querdenker-Nazi-AfDler bzw. Schlafschaf-Antifa-Feministen mit Information zu konvertieren, bringt nichts so leicht in Verlegenheit. Denn sie sind mit den zwei wichtigsten Eigenschaften eines jeden Missionars ausgerüstet: Völlige Immunität gegenüber anderen Perspektiven und vollkommene Überzeugung über die Richtigkeit der eigenen Position.

(Der Autor fühlt sich als Offline-Missionar ertappt. Und versucht aktuell nicht, dies zu ändern.)

Die einen so: Jeglichen Dreck am Stecken der ARD, des ZDF, der Zeit und des Spiegels ignorieren wir stur weg.

Und die anderen so: Alles, was „der Mainstream“ sagt, tun wir kategorisch als Unsinn ab.

Und beide dann so: Wir haben recht. Und ihr anderen? Ihr legt grundlegend falsch.

(Der als Autor getarnte Missionar, also wieder mal ich, Jakob, gibt gerne zu, dass er sich im Mainstream-Medien-Sind-Für-Den-Arsch-Camp aufhält. Er, also ich, kündigt allerdings hier schon mal an, dass die Alternativ-Medien-Verfechter auch noch eine schmerzhafte Thaimassage in diesem Artikel erwartet.)

Alternative Medien: (k)eine Verbesserung?

Es folgt ein Dialog:

A: Riechst du das auch?

B: Hier riecht es doch irgendwie nach … „QD“.

A: Du meinst doch nicht etwa Querd-…

B: Pssst! Sag das nicht so laut. Wenn das hier auch nur die leiseste Note von, ehm, Q-Denkertum versprüht, dann springen uns doch gleiche die Hälfte der Leser ab.

Danke, ihr beiden. Wer auch immer ihr seid. Ich übernehme jetzt mal wieder.

Man könnte ja nun meinen, da ich nichts von Mainstream Medien halte, dass ich Plattformen, die „unabhängig“ oder „freiheitlich“ im Untertitel stehen haben, besser finde.

Erwischt.

Stimmt nämlich.

Aber „besser als das ZDF“ ist ja nun nicht gerade ein Gütesiegel, dass ich mir auf mein Werbeplakat schreiben würde.

Denn hier ist mein Problem mit den alternativen Medien: die Nebenwirkungen sind (fast) die gleichen, wie bei konventionellen News!

Ich fühle mich genauso gelähmt, besorgt, aufgewühlt und, Gott bewahre, „informiert“.

Informiert sein = paralysiert sein

Das Ergebnis von täglichem Newskonsum: Du fühlst dich informiert.

Ich würde sagen: Du bist paralysiert.

Es ist so, als ob dir ein kleines Männchen im Ohr sitzt. Und dir ständig erzählt, wie die Welt funktioniert:

Praktisch, wenn du dich überfordert fühlst und dir jemand sagen soll, wo’s lang geht.
Fatal, wenn du zu eigenen Erkenntnissen über dich, die Welt und das Leben kommen willst.

Worin liegt eigentlich der Reiz darin, täglich die Nachrichten zu checken?

Warum werden chronische Nebenwirkungen (Polarisierung, Pessimismus, Lethargie) nicht mehr als Warnsignale erkannt, sondern als normal empfunden?

Es folgt eine Antwort in Form von Satire:

Das Smartphone in meiner Hand (und/oder den Fernseher an der Wand). Das Gehirn wird wohlig massiert. Nicht zu doll, nicht zu sanft. Gerade das rechte Maß. Mein Geist driftet in einen himmlischen Halbschlaf ab. Ganz selig lasse ich mir vom lieben, eh, seriösen Onkel eine Geschichte vorlesen.

Das GZSZ des Weltgeschehens – schalten Sie morgen wieder ein, wenn Putin dem Westen endlich seine Liebe gesteht! … oder folgen Sie uns auf unseren Social-Media-Kanälen für die neuesten aller Neuigkeiten – rund um die Uhr.

Und dann ist mein Weltbild mal wieder bestätigt. Die Bösen sind immer noch die Bösen. Wir sind immer noch die Guten. Aber ist eigentlich auch egal, weil wir den Planeten ja alle gemeinsam zerstört haben. Aber die Bösen bestimmt mehr als wir.

Ich liege besorgt im Bett und nur diese eine Gewissheit lässt mich einschlafen: Zumindest bin ich kein Querdenker/Gutmensch (je nach Präferenz)!

Dies war Satire.
… hoffe ich …

Wenn Nachrichten nur nicht so teuer wären

Du weißt mittlerweile mindestens eins über mich: Ich halte nicht viel von Nachrichten. Für mich sind Nachrichten ein beschissenes Produkt. Und verdammt teuer noch dazu. Denn ich bezahle mit der wertvollsten Währung, die ich besitze: meiner Aufmerksamkeit.

Ich möchte nicht, dass mir die Welt erklärt wird von staatlichen Organisationen, privaten Unternehmen oder wem-auch-fucking-immer. Besonders nicht, wenn politische Agenda und finanzielles Interesse die Inhalte prägen.

Was ist mit dir?

Möchtest du, dass dir deine geistige Nahrung täglich vorgekaut wird, sodass du bloß keine Anstrengung mit wirklich eigenen Gedanken aufbringen musst?

„Aber ich denke doch selber!“, hör’ ich jemand sagen.

Ja, gut. Aber „kochst du auch selber“, wenn du Junkfood in der Mikrowelle erhitzt?

Oder anders gefragt: Wie frei können deine Gedanken sein, wenn dein Input mit Geld und Agenda vergiftet ist?

Eine Unterhaltung

X: „Aber aber aber… du musst dich als Bürger eines demokratischen Landes doch mindestens auf dem Laufenden halten!“

J: „Worüber denn genau?“

X: “Na ja, Wahlergebnisse, Gesetzesänderungen, Coronazahlen, die Kriege, das Weltgeschehen, die Katastrophen, die Wirtschaft, gesellschaftliche Entwicklung. Das ist doch alles wichtig!”

J: „Finde ich nicht.“

X: „Aber wieso denn nicht?“

J: „Weil nur ein verschwindend geringer Anteil (maximal 1 %, Tendenz sinkend) dieser Informationen einen positiven Einfluss auf mein Leben hat.”

X: „Aber du entziehst dich doch damit dem gesellschaftlichen Leben; du weißt gar nicht, was passiert und worüber die Welt redet!“

J: „Stimmt. Ich kriege vieles nicht mit. Aber mir fehlt deswegen nichts. Nicht bei McDonald’s zu essen, ist ja auch kein Problem. Es ist nur eine Umstellung. Und an Input fehlt es mir keineswegs. Er stammt nur nicht mehr von irgendjemand über irgendwas in irgendwo.

X: „Was denn dann?“

J: „Meine unmittelbare Umgebung und die Menschen darin.“

X: „Und was ist daran so spannend?“

J: „Zunächst einmal betrifft mich meine unmittelbare Umgebung direkt. Ich bin in der Lage, zu reagieren. Zu gestalten! Und der einzige Mittelsmann ist meine Wahrnehmung. Kein staatlich finanziertes Organ. Kein privates Unternehmen.“

X: „Okay, okay, aber wie willst du dann mit diesen – Pardon – mangelhaften Informationen eine gute Entscheidung beim Wählen treffen?“

J: „Ich nehme an Wahlen nicht teil.“

X: „Also so einer bist du.“

J: „Schaut wohl so aus.“

X: „Und aus welchen tollen, bestimmt total-cleveren, Grund gehst du nicht wählen?“

J: „Aus dem gleichen Grund, aus dem ich nicht in die Donau pinkele, mit der Hoffnung, dass sie dadurch die Richtung ändert.“

(Der Autor fragt sich, ob er den Leser hiermit vor den Kopf gestoßen hat. Und lebt mit der Möglichkeit, dass dies geschehen ist.)

Abschließende Worte

Was ist denn jetzt meine Haltung? Man könnte ja meinen, ich schlage pure Ignoranz vor.

Ignoranz (“tadelnswerte Unwissenheit, Kenntnislosigkeit in Bezug auf jemanden, etwas”) ist, in meinen Augen, schwer unterbewertet. Sie muss ja nicht gleich pur sein, aber mir scheint es ziemlich gesund zu sein, von vielem nichts zu wissen.

Stattdessen kann man die eigene geistige Bandbreite ja auch für positiven Wandel im eigenen Einflussradius verwenden. Oder einfach, um besser drauf zu sein und dadurch Leichtigkeit, Lebensfreude und Liebe zu verbreiten.

Ich bin für Nachrichten mit Wert („Denkanstöße und Handlungsimpulse, welche einen positiven Einfluss auf dein Leben haben – körperlich, mental, praktisch, seelisch.“).

Aber solche Inhalte sind nun mal rar gesät. Deswegen halte ich es für sehr sinnvoll, das allermeiste zu ignorieren. Ein gesunder Stoizismus.

Das Gelassenheitsgebet von Reinhold Niebuhr fasst meine Position perfekt zusammen:

Gott, gib mir die Gelassenheit,
Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

In diesem Sinne:
Sei un-informiert, mein Freund.
Sei un-informiert.

Aufrichtigst,

Jakob

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