Klima – Sicht des Naiven

Es gibt unfassbar viele Quellen, welche eine Klimakatastrophe beweisen.

Und es gibt unfassbar viele Quellen, die das Ganze widerlegen.

Das Thema ist ein hochgradig moralisiertes Minenfeld: Pass auf, was du sagst!

Da ich kurz vor einer 6-monatigen Auszeit stehe, dachte ich mir: bevor ich mich anfange zu langweilen, finde ich mal heraus, wie viel Empörungsminen meine Gedanken auslösen!

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Fotograf: Stefan B.

Und im Ernst: Klima (-wandel, -lüge, -katastrophe) ist eines dieser Themen, zu denen ich bisher lieber keine Position bezogen habe. Eine Mischung aus Angst davor Anzuecken und der Annahme, das Thema sei so komplex, dass ich ihm niemals gerecht werden könne.

Ich habe aber begriffen, dass das Beschreiben meiner Eindrücke vollkommen ausreichend ist. Selbst ohne Fakten, Beweise und Studien im Anschlag. Mehr als das: Ich glaube, dass dies meine Stärke ist! Ich war nicht auf der Uni, mein Verstand ist unverbildet und ich bin auf bestimmte Weise total naiv (im Sinne von ursprünglich, unbefangen).

Bereit für die Sicht des Naiven? Los geht’s!

Was haben wir denn hier?

Ich gebe mal in Kurzform die Positionen und Aussagen wieder, wie ich sie über die letzten ca. 10 Jahre aufgenommen habe.

Klimaschützer:

  • Wir beuten die Welt aus
  • Wir vernichten den Regenwald für Profit
  • Wir machen die Ozonschicht kaputt
  • Wir stehen kurz vor einer Katastrophe
  • Wir müssen aufhören, fossile Rohstoffe zu verwenden
  • Wenn wir nicht sofort drastisch umlenken, ist es zu spät und die Menschheit geht unter
  • Ein Grad Celsius mehr oder weniger Durchschnittstemperatur hat enorme Folgen
  • Wenn die Eismassen schmelzen, steigt der Meeresspiegel und aktuell bevölkerte Regionen werden von den Ozeanen ertränkt
  • Atomkraft ist gefährlich und gehört verboten
  • Der Wechsel zu erneuerbaren Energien, wie Strom durch Wind und Sonne, ist der Weg aus der Misere
  • CO₂ ist der Feind

Interessant an dieser Liste ist, dass ich mich nie aktiv mit dem Thema beschäftigt habe, trotzdem aber so viel aufzählen kann. Klimaschutz hat auf jeden Fall starkes, omnipräsentes Marketing.

Wie nenne ich denn jetzt die Gegenseite?

Die Bösen:

Die Dissidenten / Gegenseite
(ich fühle mich dieser Seite deutlich näher)

  • Das Klima wandelt sich von ganz allein
  • Der Mensch trägt zum Teil dazu bei, aber im Kern ist der Klimawandel ganz natürlich
  • Atomkraft ist gar nicht so gefährlich und könnte mit entsprechender Forschung wirklich sicher gemacht werden, was viel günstiger/effektiver/ressourcensparender wäre, als die ganzen erneuerbaren Energien
  • Die ganze Nummer mit den Elektroautos ist ein Marketingtrick, damit sich Menschen ein gutes Gewissen kaufen können; wohingegen die Entwicklung, Herstellung und Entsorgung der Autos, insbesondere der Batterien, riesigen Aufwand bedeutet und äußerst fraglich ist, wie viel Gutes man der Natur damit wirklich tut
  • Erneuerbare Energien können nicht mal eben den Energiebedarf ganzer Länder decken; außerdem gibt es ein enormes Problem mit der Speicherung der Energie: woher kommt der Strom an grauen Tagen ohne Wind?
  • Windräder sind hässlich, schädlich für Vögel und Insekten und rechnen sich sowieso nicht

Das Marketing der Dissidenten ist nicht omnipräsent. Man muss danach suchen oder Leute kennen, die sich damit beschäftigen.

Zwei Seiten. Ein Problem. Ran an die Lösung?

Das Problem mit der Lösung

Ich stelle mir vor, die Situation einem neutralen, friedlichen, intelligenten, rational denkenden Alien zu schildern.

Alien: „Also, ihr habt offensichtlich ein Problem mit Ressourcen, deren Verbrauch und den daraus resultierenden Folgen.“

Ich: „So grob kommt das hin.“

Alien: „Und warum löst ihr das Problem nicht? Kann doch nicht so schwer sein.“

Ich: „Na ja, weil wir nicht an einem Strang ziehen. Wir haben zwei Lager. Und die sind nicht in der Lage, lösungsorientiert miteinander zu sprechen.“

Alien: „Also ihr habt auf der einen Seite das Problem. Aber auf der anderen Seite seid ihr euch weder über Größe, Ursache, noch Lösung dieses Problems einig. Und die Hauptakteure sind in zwei Lager aufgeteilt, welche wiederum nicht miteinander sprechen. Auf meinem Heimatplaneten sagen wir dazu: Schöne Scheiße.“

Ich: „Das kannst du laut sagen.“

Alien: „SCHÖNE SCHEIßE!“

Eine Lösung zu erarbeiten ist deshalb so schwer, weil die beiden Parteien es nicht vermögen, miteinander zu reden. Klingt fast lächerlich simpel, oder?

Und warum können sie nicht miteinander reden? Spaltung durch Moralisierung. Mehr dazu in diesem tollen Buch und hier ein paar Worte von mir, wie ich mein eigenes spaltendes Handeln reflektiere.

Okay, stellen wir die Dynamik der beiden „Teams“ mal beiseite. Widmen wir uns dem Thema an sich.

Folgendes sehe ich beim Thema Klimaschutz anders, als der Mainstream.

Die zwei Hauptgründe, warum mir Klimaschutz suspekt ist

Erstens: Klimaschutz wirkt wie eine dogmatische Religion (ohne Gott).

Zweitens: Ein seelisches Problem wird in der Materie behandelt.

Auf beide Gründe gehe ich gleich im Detail ein. Mir ist bewusst, dass sie so nicht selbsterklärend sind.

Bevor wir starten noch ein kurzes Wort zum Thema der finanziellen Interessen, die auf beiden Seiten stehen: Ich sehe es – natürlich – als riesigen Faktor in der Gesamtthematik an. Allerdings sind die monetären Interessen für beide Seiten so enorm, dass sich hier jedes Argument mit „aber die Gegenseite macht das auch“ kontern lässt. Daher scheint es mir fruchtlos, dem finanziellen Aspekt allzu großes Gewicht zu geben.

Zusammengefasst:
Der Gewinner macht Billiarden + Der Verlierer nicht = Beide Seiten werden alles tun und sagen, um zu gewinnen.

Das heißt für mich: Beide Seiten sind, vermutlich, in ganz ähnlichem Maße betriebsblind, weil so viel Macht, Geld und Einfluss auf dem Spiel steht. Ich glaube, dass dies beide Seiten in nahezu gleichem Ausmaß betrifft und sich hier Klimaschützer und die Gegenseite ganz ähnlich sind. Hier muss man also beide auf den Kieker nehmen – und das wird ja auch schon zu Hauf getan.

Zurück zum Klimathema an sich.

Los geht’s: Klimaschutz als dogmatische Religion und das missverstandene seelische Problem.

Das größte Opfer

Kinder, Kranke und Alte brauchen Schutz.

Wer noch? Zeugen gegen die Mafia, politisch Verfolgte und hochschwangere Frauen.

Wenn diese Menschen keinen Schutz erfahren, laufen sie Gefahr, Opfer eines Unglücks oder Verbrechens zu werden.

Mir scheint, dass wir den Planeten Erde durch unsere Deklaration, er brauche Schutz, zu einem Opfer degradiert haben.

Wäre ich ein Planet, wäre ich davon ganz und gar nicht begeistert. Mutter Erde, die Erdbeben, Tsunamis, Vulkanausbrüche und Tornados aus dem Handgelenk schüttelt, soll auf einem als schwache Omi im Sterbebett liegen?

Das fällt mir schwer, zu glauben.

Irgendwas ist an der Idee ganz merkwürdig, dass wir kleinen Menschlein den großen Planeten sowohl zerstören als auch retten können sollen. Entspricht das nicht der Macht Gottes?!

Das größte … Drama!

Folgen Sie mir auf einen kurzen Exkurs:

Wer sich mit Dynamiken in Beziehungen beschäftigt, ist bestimmt schon mal über das „Drama Dreieck“ gestolpert. Laut dieser Idee gibt es immer 3 Spieler im Drama:

  • Täter (Ich bin schuld, warum verkacke ich es immer wieder)
  • Opfer (Es ist so schwierig, ich Armer)
  • Retter (Du armes Ding, ich kann dich da rausholen)

Jeder Mensch hat hier so seine Vorlieben, welchen Part er besonders oft und gerne spielt. Und auch, wenn du denkst, dass von den Dreien der „Retter“ noch am besten klingt, muss ich dich enttäuschen. Alle drei sind, wenn sie unbewusst und unbearbeitet ausagiert werden, für den Arsch.

Sie machen sich selbst schwach und ihre Gegenpole im gleichen Zug mit.

Ende des Exkurses.

Mir drängt sich schon seit Langem der Gedanke auf, dass eine massive Drama-Dreieck-Dynamik den Diskurs und Narrativ der Klimafrage bestimmt.

Die Klimaschützer haben als Täter mehr oder weniger jeden definiert. Gleichzeitig haben sie sich aufgeschwungen, Retter zu werden. Also aus der einen unbewussten, abgefuckten Drama-Rolle in die Nächste, scheinbar Bessere. Für den Planeten bleibt dementsprechend nur noch die Opferrolle übrig.

Ich bemerke beim Schreiben dieses Textes, wie ich die Prämisse, dass wir den Planeten retten könnten, immer dreister finde …

DEN PLANETEN RETTEN!

Das sollte man Videospielhelden überlassen.

Wobei!

Von mir aus kann jeder versuchen, den Planeten zu retten. Voraussetzung: Er hat vorher sich selbst gerettet.

Geschichte und Gott

Ich finde es wert zu bemerken, vor welchem Hintergrund der Ist-Zustand entstanden ist.

So setzten sich mir die für die Klima-/Ressourcenfrage relevanten Entwicklungen und Phänomene der letzten 400 Jahre in der westlichen Welt zusammen:

  • Im 17. Und 18. Jahrhundert wachsen die Risse in der Macht der Kirche und der Monarchie. Die Risse sind verursacht durch den Aufstieg von Wissenschaft, rationalem Denkens und Materialismus. Zudem sind viele Menschen von neuen Werten und Idealen wie Freiheit und Gleichheit (Französische Revolution, Gründung der USA) angesteckt und begeistert.
  • Zur selben Zeit macht die technologische Entwicklung exponentielle Sprünge. Beginnend im 18. Jahrhundert verwandelt die Industrielle Revolution das Leben nahezu aller Menschen. Die Industrie ist geboren und wächst seit dem 19. Jahrhundert explosionsartig.
  • Der Mensch entgleitet Gott und landet in der Materie.
  • Die gewaltige Produktion von allem möglichen hebt den Lebensstandard (fließend Wasser, sanitäre Anlagen, Kanalisation, Strom, Telefon, etc.) für alle Menschen. Und facht gleichzeitig den unstillbaren Hunger des Menschen nach neuen Dingen stärker und stärker an.
  • Züge, Autos, Flugzeuge, Raumschiffe: Auf einmal kommen wir überall in kürzester Zeit hin.
  • Die Entwicklungen in Transportation und Produktion verändern auch den Krieg massiv. Ohne eine enorm produktive Industrie hätte der 1. Weltkrieg, samt den folgenden Kriegen, nie solche Ausmaße annehmen können.

Runtergebrochen: Wir verlieren Gott im gleichen Maße, wie unser materieller Wohlstand wächst. Das Loch in unserer Seele versuchen wir in IKEA, Primark und Media Markt zu füllen.

Einig über das Problem

Okay, setzten wir nun den modernen Klimaschutz vor den Hintergrund einer hochgradig industrialisierten Gesellschaft, die dem Konsum frönt, wie nie (!) zuvor.

Wir nehmen dazu eine der gängigsten Aussagen der Klimaschützer: Der Mensch beutet den Planeten aus.

Die Aussage ist moralisch aufgeladen. Ich entschärfe das mal: Der Mensch verbraucht zu viel Ressourcen.

Das würde ich selbst sofort unterschreiben. Ja, ich glaube auch, dass wir unnötig viele Ressourcen verbrauchen. Und das nicht für essentielle Dinge, sondern für Schrott und Krieg.

Ein großes Problem, da sind wir uns einig. Auch über die Ursache können wir uns vermutlich einig werden. Aber mit Lösungsansätzen und Message der Klimaschützer gehe ich ganz und gar nicht d’accord.

Auf mich wirkt die Rhetorik und das Narrativ der Klimaschützer so, als befänden wir uns in einem heiligen Krieg; als hätten wir die Religion doch nicht größtenteils abgeschafft. Stattdessen sehe ich:

  • Die Guten gegen die Ungläubigen
  • Der Teufel (Erderwärmung) und seine Dämonen (CO₂, Diesel, Plastik, Atomkraft) müssen mit allen Mitteln bekämpft werden
  • Ein rechtschaffener Kampf gegen den Untergang der Welt und des Menschen
  • Endlich wieder eine klare Linie zwischen richtig und falsch
  • Gegenstimmen werden wie Gotteslästerung zensiert, bestraft und beschämt

Ich glaube nicht, dass der Otto-Normal-Klimaschützer irgendwelche bösen Absichten hat. Oder mit dem Gefühl lebt, er handle wie ein heiliger Krieger und rette die Welt mit seinem Glauben und seinen Heldentaten … oder vielleicht doch? Zumindest ein klitzekleines bisschen?

Mir scheint es total logisch: Wir leben in einer Welt, in der sich jeglicher tieferer Lebenssinn extrem gut versteckt hatte. Umgeben von Luxus schlägt das Herz vor allem aus Gewohnheit. Glaube, oder einfach einen Bezug zu etwas Größeren, muss man sich schwer erarbeiten, geradezu darum kämpfen.

Was ist es da für eine riesige Erleichterung, wenn es endlich einen Grund gibt gemeinsam für etwas Gutes zu kämpfen? Gemeinsam die Pflanzen, die Tiere, den Menschen und den ganzen Planeten zu retten! Ein klares Ziel. Ein eindeutig gutes Ziel. Eine Katastrophe, die es zu verhindern gilt.

Also ich finde das hochattraktiv … bin nur leider nicht dafür gebaut mitzuglauben, mit meinem ewigen Zweifeln.

Der „Pitch“ der Klimaschützer ist einfach extrem gut: Komm, mach bei uns mit, zusammen retten wir die Welt!

Die Grenze meines Verständnisses

Wie gesagt: Ich glaube, dass die Klimaleute ein echtes Problem erkannt haben = irgendwas stimmt mit unserem Verbrauch der Ressourcen nicht.

Ich gehe mit folgenden Prämissen voll mit:

  • Wir leben in einer Verhältnislosigkeit, die uns bitter schadet
  • Die Ressourcen der Erde sind endlich und wir sollten sie nicht verbraten, als seien sie unendlich
  • Wenn wir so weiter konsumieren wie bisher und immer mehr Menschen (über 8 Milliarden seit 2022) auf dem Planeten leben, haben wir irgendwann zu wenig für alle

Was ich allerdings für wahnsinnig halte, ist die Annahme, dass das Quasi-Ende der Welt nahesteht, welches nur zu vermeiden ist, wenn wir alsbald mit der drastischen Rettungsmaßnahmen des Planeten beginnen.

Wir sind weder Götter noch Superhelden!

Mich erinnert das an die Weltuntergangsprophezeiungen von Harold Camping, der fest davon überzeugt war – und Zehntausende davon überzeugt hat – dass an einem bestimmten Tag (21. Mai 2011) die Welt buchstäblich untergehen wird.

Don’t talk to me like that

Auch die Art und Weise, wie mir suggeriert wird, was ich zu tun und zu denken habe, schmeckt mir ganz und gar nicht:

  • Angst = die Welt geht unter
  • Schuld = Wenn du XYZ machst, bist du Teil des Problems
  • Scham = Wenn du nicht mitmachst, bist du ein schlechter Mensch

Und dieses Angst-Schuld-Scham-Gebräu wird dann zum Treibstoff für Gesetze, Verbote, EU-Richtlinien, Subventionen, etc.

Als hätte jemand bei Papa Staat gepetzt und jetzt gibt’s neue Regeln im Land. Deine Meinung dazu? Interessiert keinen. Ist jetzt einfach so. Also Klappe halten und E-Auto kaufen.

Stell dir vor ein Kind schlägt immer wieder Sachen im Haus mit einem Hammer kaputt. Unsere Schlussfolgerung: bald reißt er noch unser Haus ein. Unsere Lösung dafür ist es, Hämmer verbieten zu lassen, alle die Hämmer verwenden zu beschämen und die Hämmerfabriken schließen zu lassen. Ab jetzt werden wir unseren Kindern nur noch Sägen kaufen (sind übrigens besonders günstig, weil staatlich subventioniert!).

Übersetzung: einem echten Problem (Kind macht Sachen kaputt) wird die falsche Ursache (Die Art des Werkzeugs) zugeschrieben, das Ausmaß viel zu groß eingeschätzt (das Kind könne ein Haus einreißen) und die Lösung ist entsprechend aufwendig, überproportioniert …. und spektakulär ineffektiv.

Der aktuelle Klimaschutzansatz wirkt auf mich maximal von oben herab: Von der kilometerweit hohen Ozonschicht hinunter gepedrigt auf den kleinen dummen Bürger.

Anstelle dessen, dass wir auf solidem Boden beginnen: Uns an den gleichen Tisch setzen, Moralisierung bei Seite lassen, dogmatisch-festgefahrerenes Denken auflockern und gemeinsam eine Lösung finden.

Wie schlimm ist es eigentlich?

Ich glaube nicht (das ist wahrscheinlich jedem Leser längst klar) dass wir kurz vor einer Klimakatastrophe stehen und der Mensch bereits mit den Zehen über der Kante zum Abgrund steht.

Allerdings denke ich auch, dass unser wahnwitziger Konsum, gepaart mit stetiger Bevölkerungsexplosion und diesem merkwürdigen Hunger des Menschen nach Macht, Geld und Zeugs, sich extrem negativ auf Natur (und den Mensch selbst) auswirkt.

Wir tun dem Planeten mit unserem Hyperkonsum, das Gleiche an, wie uns selbst:
Es zerstört uns zwar nicht per se, schadet uns aber erheblich.

„Warum dann nicht einfach aufhören mit dem Verbrauch über unseren Maßen?“ ist die logische Frage.

Einerseits sind alle diese funkelnden, aufregenden, leckeren Dinge alle durchtränkt mit Dopamin-Triggern. Rein biologisch ist es ganz natürlich, dass wir den Scheiß haben wollen. Zu verzichten ist unglaublich schwer.

Außerdem ist es für die meisten Menschen unglaublich schwer, einen einmal erreichten Lebensstandard wieder aufzugeben – ich spreche aus Erfahrung. Besonders ohne unmittelbare Notwendigkeit (z.B. eine Notsituation wie Krieg)!

Und aus meiner Sicht der Hauptgrund, der uns zu übermäßigem Konsum treibt: wir Menschen wollen die gottlose Leere und erdrückende Stille möglichst 24/7 ausblenden.

Die Lösung dafür ist einfach – wie Lösungen es eigentlich immer sind. Die Umsetzung ist halt so verdammt schwer!

Wir müssten gar keinen großen Aufstand betreiben und auch nichts Neues erfinden. Es würde reichen, wahrhaftig in den Spiegel zu schauen. Darauf zu vertrauen, dass sich die Leere füllt.

Wofür brauche ich Ablenkung, wenn ich mir selbst guter Freund bin; wenn mein innerer Dialog respektvoll und inspiriert ausfällt; wenn ich mich wirklich wohl in meiner Haut fühle?

(Ich finde es zum Teil tragisch diese Art Hoffnungsbilder zu malen, weil sie mir so utopisch erscheinen.)

Also sind die Dissidenten die Guten, oder wat?

Ich glaube, dass die Dissidenten, leider, auch viele blinde Flecken haben, zu einem ähnlichen Grade moralisieren und lieber mit dem Finger zeigen, als Gespräche zu suchen.

Ich vertraue Ihnen trotzdem mehr.

Allerdings bin ich mir sicher, dass auch wenn ein Klimaschützer den GEILSTEN VORSCHLAG EVER macht, die Antwort des Dissidenten vermutlich „Bullshit!“ lautet.
(Andersrum natürlich genauso.)

Abschließend

Das Schreiben dieses Textes hat in mir, ob der Leser es glaubt oder nicht, zu mehr Verständnis und Empathie gegenüber den Klimaschützern geführt. Es macht psychologisch viel, viel Sinn, die Welt kurz vor der Katastrophe zu wähnen. Es gibt eindeutige Handlungsanweisungen, moralische Klarheit und die Notwendigkeit täglich zur Tat zu schreiten.

Ich sehe (auch) ein riesiges Ressourcenproblem, dass wir (da bin ich mir sicher) mit Leichtigkeit lösen könnten, wenn wir an einem Strang ziehen würden. Letzteres ist merkwürdigerweise die schwierigste Aufgabe für uns Menschen: Kooperation.

Und wenn wir danach dann mal alle über Gott und Seele sprechen könnte, bitte? Das wär voll super.

… im letzten Satz kam mein pessimistischer Blick zu tragen, der nicht daran glaubt, dass wir in absehbarer Zukunft als Gesellschaft die Seele zurück in unser Bewusstsein einladen.

Ich hoffe es trotzdem.

Aufrichtig,

Jakob

PS: Ich freue mich über Rückmeldungen.

2 Kommentare

  • Yo Bro,

    danke für den Artikel. Diesmal hab ich einiges dazu zu sagen.

    Ich gehe insoweit mit, dass viele Klimaaktivisten, aber auch die Gegenseite moralisierend unterwegs sind und da viel psychologischer Shit am laufen ist.

    Und nach all dem was ich von der wissenschaftlichen Seite verstehe, ist unser Ökosystem tatsächlich ziemlich am Sack, in dem Punkt sehe ich das anders als du das im Artikel beschreibst.

    Nach meiner Sicht haben wir aber weniger “nur” eine Klimakrise, sondern eher eine Bewusstseinskrise, was sich unter anderem dadurch äußert dass wir es nicht auf die Reihe kriegen, Ressourcen einigermaßen gleichmäßig zu verteilen und viel mehr verbrauchen, als das System verträgt. Ein anderer Aspekt ist das Thema Artensterben, wobei aus meiner Sicht alles verzahnt ist.

    Persönlich hab ich Berührung mit dem Thema gefunden, als ich mir in meiner Umweltphysik-Master Zeit mal ein CO2 Messgerät gekauft hatte. Das hat den CO2 Gehalt im Zimmer gemessen. Damals waren in der Atmosphäre etwa 350ppm CO2 enthalten. Ich begann Kopfschmerzen zu bekommen und konnte mich nicht mehr gut konzentrieren bei etwa 500-600ppm im Raum, spätestens dann musste ich lüften. Wenn man sich anschaut, dass die 350ppm mittlerweile eher Richtung 400ppm gehen, Tendenz steigend, dann haben wir in 10-20 Jahren ein Basic-Level in der Atmosphäre, was einen konstant müde sein lässt.

    Mein Papa ist auch eher auf der Seite von “die Welt findet halt ein neues Gleichgewicht, dann wird es eben in Europa wärmer”. Für mich ist dabei das Problem, dass damit nicht einbezogen wird, welche globalen Folgen (Völkerwanderung, Ressourcenkriege, Naturkatastrophen) man mit dieser Position (wissend oder unwissend) hinnimmt.

    Ich glaube, dass wir insgesamt momentan als Menschheit so nah am Abgrund stehen, wie die letzten 10.000 Jahre nicht. Und dabei sind die klimatischen Veränderungen und unser Ressourcenverbrauch nur eine Facette. Uns ist nicht mit ein paar Klimamaßnahmen geholfen, genausowenig mit “einfach weiter machen”. Die einzige Chance die ich seh ist, dass noch mehr Menschen aufwachen und checken wer wir eigentlich sind und dass wir die Macht haben, von heute auf morgen alle Kriege, Ressourcenverschwendung, Ungleichheit etc. auf der Welt zu beenden, wenn wir das wollen.

    Wie du am Ende schreibst, die Seele zurück ins Bewusstsein einladen. Damit steht und fällt für mich alles. Und hier wird’s jetzt wahrscheinlich für manche verschwörungstheoretisch. Ich glaube, dass wir Systeme (“Gesundheitssystem”, Militär, Großkonzerne) geschaffen haben, deren Überleben davon abhängt dass Menschen krank werden und bleiben, dass Kriege geführt werden, etc., und diese so mächtig sind, dass sie Gesetzgebung, Medien und damit direkt unsere Wahrnehmung und unsere Sicht von “richtig” und “falsch” beeinflussen können (und das auch tun). Ein Rüstungskonzern beispielsweise profitiert nunmal von Kriegen, also wird er Lobbyarbeit betreiben, Medien beeinflussen etc., damit es auch weiterhin Krieg gibt. Genauso mit Krankenhäusern, Ärzteverbänden, etc..
    Hier helfen aber glaube ich keine Verbote etc., sondern lediglich wieder das eigene Bewusstsein, wo und wie ich dazu beitrage, dass das Leben für mich und andere weniger lebenswert wird, und wie ich mich verhalten kann um durch mein Handeln ein Beitrag für andere zu sein.

    Um den Bogen zum Klima zu schlagen, die Ressourcen die in einem Krieg vernichtet werden, das CO2 was dabei freigesetzt wird, lässt unseren Alltagsverbrauch wie einen Witz erscheinen. Insofern sind also die aktuellen Bemühungen deutscher Politiker, den Krieg auch wieder in unser Land zu holen genauso sehr ein Schlag in die Fresse jedes Bürgers, wie sie unsere “Bemühungen” um Klimaschutz lächerlich machen.

    So far mal meine vielleicht etwas unangenehmen Ansichten zum Thema.

    Stefan

    • A

      Danke für deinen Input, Stefan. Genau solche facettenreichen Antworten finde ich sehr bereichernd und aufschlussreich. Ich habe den Eindruck, dass sich mein Bild von deinem Standpunkt um weitere Aspekte ergänzt hat und das gefällt mir. Ich schätze die Klarheit und Sachlichkeit deiner Worte!

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